13. Forum Grüner Punkt: Experten informieren über die geplante Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) und schätzen Folgen für Hersteller ein.

 

Die Diskussionen um den Entwurf der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) prägten das 13. Kundenforum des Grünen Punkts. Geschäftsführer Jörg Deppmeyer begrüßte dazu erstmals online weit über 200 Gäste. Die PPWR macht aufgrund geplanter, teils einschneidender Pflichten und trotz Übergangsfristen Investitionen und Anpassungen betrieblicher Prozesse sehr wahrscheinlich notwendig. Was ist genau geplant, welche Veränderungen sind zu erwarten, wie stehen betroffene Wirtschaftskreise der PPWR gegenüber? Die Expertenrunde versuchte eine Folgenabschätzung.

 

Vorweggenommen: Die von der Europäischen Kommission beabsichtigte Wende hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise findet grundsätzlich Zustimmung. Wie tiefgreifend und weit dabei gedacht werden muss, stellte Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer vom Wuppertal Institut in seiner Keynote „Green Deal – Treiber für Zirkularität und Klimaschutz in Europa“ vor. Seine Position: Eine Wirtschaft könne nur klimaneutral und zirkulär werden, wenn man sich den Herausforderungen einer tiefgreifenden Industrietransformation in ganz Europa stelle. Dies setze eine integrierte Industrie-Klimapolitik, bestehend aus den Teilbereichen Klima-, Energie- und Innovationspolitik mit Ressourceneffizienz sowie Handels-, Wachstums- und Strukturpolitik, voraus. Hier könne der EU-Green Deal mit den Instrumenten des EU-Klimaschutzpaketes „Fit For 55“ den Rahmen bilden, so sein Fazit.

 

Vom (noch) theoretischen Modell einer europäischen Industrietransformation zu den konkreten Planungen Brüssels für Verpackungen: Stephan Rösgen, roesgenconsulting, betrachtete aus juristischer Sicht, welche Pflichten auf die Kunden des Grünen Punkts zukommen – und in welchen Zeiträumen. Trotz einer Vielzahl von Änderungsvorschlägen sei da einiges zu erwarten von Vorgaben zur Recyclingfähigkeit von Verpackungen und geplanten Vertriebsverboten bei Nichterreichung über differenzierte Rezyklat-Einsatzquoten für Kunststoffverpackungen einschließlich der für Lebensmittel und EU-weiten Vorgaben zur Kennzeichnung von Verpackungen bis hin zu einem erhöhten administrativen Aufwand, wie z.B. die Erstellung von umfassenden Konformitätserklärungen für jede Verpackung.

 

Die kunststofferzeugende Industrie ist in besonderem Maße von der PPWR betroffen. Die Fragestellung seines Vortrages „PPWR – ein Katalysator für die Zirkularität der Kunststoffverpackung?“, beantwortete Dr. Alexander Kronimus vom Kunststoffherstellerverband Plastics Europe Deutschland e.V. mit einem Ja unter bestimmten Voraussetzungen. Diese sind ein vollzugsfähiger Rechtsrahmen, keine Doppelregulierungen sowie die Vermeidung von Kleinteiligkeit und zu hoher Komplexität. Zudem sprach er sich für Anreize für technologieoffenes Recycling und nicht-fossile Rohstoffgrundlagen aus, entsprechend der Verbandsstrategie, die auf den komplementären Einsatz mechanischer und chemischer Recyclingverfahren setzt.

 

Den Schlussvortrag des Forums Grüner Punkt bildete die Praxissicht eines Herstellers von Verpackungen aus Kunststoff: Michael Schmitz von der Jokey Group stellte in seinem Beitrag „Ganzheitliche Kreislaufwirtschaft“ vor, wie sich sein Unternehmen mit dem Jokey Eco Concept 3.0 fit macht, die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft und damit auch bereits Aspekte der PPWR vordenkend zu bewältigen.

 

Auch der Grüne Punkt begrüßt die Vision der Europäischen Kommission, die Kreislaufwirtschaft insbesondere für Kunststoffe durch starke Impulse für Recyclingfähigkeit und Rezyklateinsatz optimieren zu wollen. „Gleichzeitig teilen wir die Vorbehalte,“ so Jörg Deppmeyer. „Um den vorgeschlagenen Entwurf der EU-Verpackungsregulierung für alle beteiligten Akteure umsetzbar zu gestalten, müssen Anpassungen vorgenommen werden, um Aufwand und Nutzen in ein besseres Verhältnis zu bringen. Wir sind gemeinsam mit unseren Forumsgästen und allen Kundinnen und Kunden gespannt, welche Zielsetzungen zur nachhaltigen Ausrichtung der Kreislaufwirtschaft für Verpackungen zum 14. Kundenforum Grüner Punkt im kommenden Jahr verbindlich sind.“

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